RITUALE

Es ist, wie es ist. Es wird, was du daraus machst.


Licht- & SCHATTENSCHAUSPIEL

Die Wände meiner Wohnung sind durchgehend weiß, sodass mir Licht und Schatten ein kontrastreiches Kommen und Gehen bescheren. Es gibt, sofern die Sonne nicht von Wolken verdeckt bleibt, auf der einen Seite direktes Sonnenaufgangs- und auf der anderen Seite direktes Sonnenuntergangslicht. Wenn ich aufwache begegnet mir der Buddha manchmal in einer orange-roten Sonnenaufgangssymphonie. Das Balkonstreckgitter wirft an sonnigen Tagen zu jeder Tageszeit seinen Schatten irgendwohin und sorgt dafür, dass ich mir immer bewusst bin, dass neben dem freundlichen Sonnenlicht auch dunkler Schatten Begleiter unserer Tage ist. Bevor am Abend die Sonne hinter dem Nachbarhaus verschwindet, legt sie ein sanftes Licht über ein Tonbild an einer Wand im Wohnzimmer. Weil es keinen Fernseher hier gibt, fällt mein Blick auf der Couch sitzend gerne an diese nahe Wand. Die Schatten, die sich über die hohen Kanten des roten und beigen Tons legen und das intensive Licht, das noch in dessen Täler fällt, lässt die natürlichen Unebenheiten des Kunstwerks erkennen. Es gab diesen Moment vor einigen Wochen, da habe ich danke dieses Schattenschauspiels, welches mir der Frühlingssonnenuntergang bescherte, das Bild an meiner Wand mit neuen Augen gesehen. Die wenigen Farben, waren plötzlich so vielschichtig und die Textur, war in diesen Momenten so eindringlich, dass ich mich kaum sattsehen konnte. Die Keramik hat sich minütlich verändert, wie bei einem Schauspiel in dem die Akteure durch ihr Tun immer wieder für Veränderungen im Verlauf der Erzählung sorgen, bis die Sonne weg war und aus der Vielschichtigkeit wieder eine konzentrierte Einfachheit geworden war. Der Vorhang fiel sozusagen wieder zu. Jede Minute kann sich so dank der sich ständig veränderten Lichtverhältnisse ein neues Schauen und Staunen mit sich bringen. Bekanntes scheint dann für einige Momente Unbekannt und Neugierde sowie Begeisterung können dadurch für eine Erkundung und Betrachtung an die Oberfläche gelangen. 

Give it a try:  Fällt bei dir Sonnenaufgangslicht ins Schlafzimmer? Dann kannst Du beim Aufwachen das Schattenschauspiel in aller Gemütlichkeit noch im Bett und vielleicht als kleines Aufwach Ritual betrachten. Bei mir im Burgenland beobachte ich so den Sonnenaufgang ohne die Sonne direkt aufgehen zu sehen. Wenn ich aufwache geht mein Blick Richtung Licht und ich beobachte über Minuten, das wandernden Licht-/Schattenschauspiels and der Wand. Die Bemusterung der Vorhänge spiegelt sich dann an der Wand wider und verschiebt ihre Sichtbarkeit vom äußersten Zimmereck bis zum Kleiderschrank. Im ersten Drittel des Kleiderschranks löst sie sich dann völlig auf, der Lichteintrittswinkel passt einfach nicht mehr. Und je nach Jahreszeit geht es ein Stück weiter oder hört eher auf. Wann und wo immer Du dich auch auf diese Sehübung einlässt, lass deinen Blick auf den den Lichtstrahlen ruhen, die am Boden, den Wänden oder Gegenständen sich zeigen, sich weiterbewegen und verschwinden. Erkennst Du Unterschiede an Helligkeit und Dunkelheit? Wie kannst du erkennen, dass das Licht und der Schatten wandert? Welche Bezugspunkte und -bereiche sind dafür hilfreich? Kannst Du die Randstrahlen ausmachen, also jene Lichtstrahlen, die gerade noch an dem Lichtundurchlässigen Hindernis vorbeigehen und die Grenze zwischen Licht und Schatten markieren? Die Schatten welcher Gegenstände, Pflanzen, Menschen erkennst Du? Und wie Lichtundurchlässig sind diese tatsächlich? Kannst Du Zusammenhänge herstellen, zwischen dem was dir Licht und Schatten zeigen, zu dem wie sich dein Leben gerade gestaltet? Was passiert in dir, wenn, das Licht (die Sonne) plötzlich weg ist und was, wenn es aus dem nichts wieder auftaucht? Kannst Du geduldig bleiben und dich drauf einlassen einfach nur Beobachten, die Augen an einem Ort ruhen lassen während Helligkeit und Dunkelheit auf das Sehorgan wirken? 


augenmuskel training

Augenyoga Übungen fand ich erstmal ziemlich blöd. Irgendwie zieht man da auch Grimassen, das ganze Gesicht verschiebt sich. Der Gesichtsaudruck wird beim Tun unentspannt. Es hat ein paar Jahre gedauert, bis ich diese Praxis wieder herauskramte. Anläßlich eines TCM Yoga Frühlingsmoduls, habe ich nach Übungen für die Augen gesucht. Jetzt fand ich es super um meine müden und trockenen Augen von zu viel Schauen am Bildschirm zu entlasten und zu regenerieren und ich war überrascht wie deutlich man durch die Augenbewegung die gesamte Gesichtsmuskulatur ansprechen kann. Bis tief in die Kiefermuskeln und bis zum Stirnansatz. Und vor allem war danach ein entspannter Blick möglich, in einem viel weiteren Blickfeld als sonst. Man sieht tatsächlich mehr.  Die anschließende Augenmassage finde ich auch sehr effektiv und manchmal mach ich auch nur diese für 2-3 Minuten. 

Give it a try:  Für diese Übung gibt es ein Pinkzebra Yoga Video mit einer Anleitung, direkt zum Mitmachen. Zuerst kommen die Augenübungen, dann die Massage. Hier geht es direkt zum VideolinkWas kannst Du währenddessen spüren? Welche Muskeln um die Augen und im gesamten Gesicht kannst Du bemerken? Welche Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen begleiten dieses Üben? Was wird direkt im Anschluss an die Übungen erkennbar, beim Innehalten und Nachspüren? Wie sind die Momente des Sehens in den ersten Minuten nachdem du die Übung beendet hast?


Wasser tönt

Mein Nachbar im Burgenland hat beim Wasserleitungsverband gearbeitet. Das blaue Firmenauto stand daher oft vor der Tür und darauf stand der Satz, der sich bei mir ins Gedächtnis eingebrannt hat: „Wasser ist Leben – halte es sauber.“ Heute steht auf deren Homepage: „WASSER das Gold der Zukunft.“ Auf anderen Ebenen wird diskutiert, ob der Mensch ein Grundrecht auf sauberes Wasser hat. Der Körper besteht aus 70% Wasser, das Gehirn sogar aus 90%. Aber wo ist unsere Bewusstheit für dieses lebenswichtige Gut? 

Täglich tönen Wasserlaute unbeachtet in und um uns herum. Wohnen wir in einem Land wo Wasser in Trinkwasserqualität ausreichend zur Verfügung steht, überhören wir gerne das Wasser in unserem Alltag. Diese Übung ist ein Anreiz sich wieder mit diesem Element und seiner Bedeutung für unser Dasein auseinanderzusetzten. Vielleicht entwickelt sich dadurch ein sparsamerer Umgang mit Wasser oder Dankbarkeit für die gute Trinkwasserqualität und die ausreichende Verfügbarkeit, die uns erst auffällt, wenn wir in Ländern unterwegs sind, wo Wasserknappheit herrscht oder das Wasser aus der Hausleitung nicht trinkbar ist. In jedem Fall haben Wassertöne auch eine Wirkung auf Körper und Geist, die Du im Alltag erforschen kannst. 

Give it a try:  Dieser Übung wirst du kreativer und wahrscheinlich mit mehr Anfängergeist begegnen, wenn Du nicht in der Nähe eines Flusses, Baches, eines Sees oder des Meeres wohnst. Denn trotzdem gibt es unzählige Möglichkeiten mit den Tönen von Wasser in unserem Zuhause, am Arbeitsplatz oder Draußen in Verbindung zu treten. Hier einige Beispiele: Wasser aus der Wasserleitung beim Händewaschen, Duschen, Geschirrwaschen. Das Wasser das durch die Waschmaschine, den Geschirrspüler, die Kaffeemaschine und den Wasserkocher bewegt wird. Das kochende Wasser der Suppe am Herd. Die Klospülung und dein Wasserlassen. Regenwasser vom Himmel auf die Fensterscheibe, das Wasser aus dem Schlauch im Garten oder vom städtischen Tankwagen für die Blumen auf öffentlichen Flächen. Wasser aus dem Hydranten und dem dicken Schlauch der Feuerwehr. Wasser, dass du schluckst, Wasser, dass im Zimmerbrunnen der Kollegin plätschert oder aus der Gießkanne auf die Pflanzen am Fensterbrett. Wasser, dass aus der Regenpfütze durch die Luft spritzt, wenn ein Rad durchfährt und Wasser, dass durch Abflussrohre in/an der Wand sich der Schwerkraft überlässt. Wo und wann kannst Du noch Wasser in deinem Alltag hören?

Dies Übung ist als Ritual hilfreich, an Tagen, an denen Du denkst Du hast keine Minute Zeit um achtsam zu sein. Vielleicht erinnert dich das Hören von Wasser einfach daran einen Augenblick innen zu halten und drei bewusste Atemzüge zu machen. Dann kann dieses Ritual wie die Mindful Bell in Plum Village sein. Möglicherweise schließen sich an diesen Moment ein paar klare Augenblicke des Hörens der Wassertöne an: ein leichtes, leises Plätschern, ein gleichmäßig wiederkehrendes Rauschen, heftiges Tosen, … . höre einfach den Schallerscheinungen zu, die Veränderlichkeit der Lautstärke, das Anwallen und Abebben. Und dann kommt die Frage aller Fragen: Was macht eigentlich den Ton des Wassers? 

Sei dir bewusst, dass Wasser im Zusammentreffen mit anderen Elementen Töne erzeugt, aber das Wasser selbst nicht das Tönen in sich trägt. 

Was erzeugen unterschiedliche Wassertöne in deinen Gedanken und an Stimmungen? Spürst Du eine Wirkung auf körperlicher Ebene? Verändert sich durch ein wiederkehrendes Hören von Wasser in deinem Alltag auch dein Bewusstsein und deine Haltung gegenüber dieser Ressource?

 


kleiderwechsel

Es ist so: Ich habe noch immer zuviel im Schrank. Aber nicht von den japanischen Zehensocken (Tabi) aus dem Bild. Diese gab es im Onsen inklusive japanischen Holz Flip-Flops und bequemen Relax Anzug. Mein schönster Kleiderwechsel in den letzten Jahren – übrigens ist das alles an Kleidung das man in einer japanischen Wellness Oase braucht. Das Zuviel im Schrank zu Hause hängt auch mit meiner schwankenden Kleidergröße zusammen. Es ist also nur im Moment zuviel, im nächsten ist das Zuviel genau was ich brauche. Jedenfalls macht das den Übergang vom Sommer in den Herbst/Winter nicht einfacher. Anfang November hat dann alles nichts mehr geholfen, die Pullis mussten raus und die Sommerkleider verstaut werden. Manche freuen sich ja so richtig auf kuschelige Pullis und dicke Socken und sortieren ihren Kleiderschrank schon im September neu. Bei mir ist der Oktober noch sommerlich drunter und mit Herbstjacke darüber. Ich schiebe das 2x jährlich stattfindende Ritual des Kleiderwechsels vor mir her. Das hat auch den Grund, dass ich dafür Zeit haben mag und die ist rar am Herbstanfang. Das ist keine Inspiration für Ordnungsliebhaber und solche die das platzsparende Zusammenfalten von T-Shirts lernen wollen, sondern eine Mindful Melon Inspiration für all jene, die die Übung des Loslassens mit einem simplen Ritual kultivieren wollen. 

Alle Sommerkleidungsstücke kommen mal raus. Der ganze Haufen liegt vor mir. Die ersten Momente sind, zumindest bei mir, wie eine Entdeckungsreise. „Oh schau! Das T-Shirt gibt es auch noch. Gar nicht getragen diesen Sommer. Letzten auch nicht. Den davor? Also es wird einen Grund haben.“ Manchmal will ich gar nicht mehr reinschlüpfen. Es passt nicht mehr auf den Körper, zum Leben und es hat nur noch sentimentalen Wert. Das sind die Dinge, die schwer sind loszulassen. Nur eins von dieser Kategorie mal auf den Stapel für die Caritas. Die weiße Capri Hose, die ich schon auf Kuba vor 15 Jahren getragen habe. Die anderen begutachte ich dann später nochmal. 

Weiter geht es mit den Dingen, die schon sehr abgetragen oder sogar kaputt sind. Der Saum der blauen Hose kann noch genäht werden. Die Löcher am weißen T-Shirt braucht man nicht mehr ausbessern. Damit würde ich nicht mehr außer Haus gehen wollen. Bei mir ist in diesem Fall noch abzuwägen, ob ich es bei der Gartenarbeit im Burgenland noch tragen wollt. Meist sag ich dazu ja, die Oma hat’s mir so beigebracht. Also gibt es neben dem Caritas Stapel einen Burgenland Stapel. Einfach nicht darüber nachdenken, was davon der Welt mehr hilft. Und schließlich einen Müllstapel. Daraus hätte die Oma noch Wischfetzen gemacht. Dieses Trauma habe ich noch nicht überwunden, es bleibt also ein Müllstapel. Und dann sortiere ich Stücke aus mit denen man noch was machen könnte. Ein paar ausgewaschene T-Shirts in gutem Zustand überlasse ich einer Freundin zum Batik Färben. Die sind dann wie was Neues im nächsten Sommer Kleiderschrank. Wenn ich mich fertig durchgewühlt habe und alles was für den nächsten Sommer bleiben soll verstaut habe, widme ich mich nochmal dem sentimentalem Kleiderstapel. Das Kleid vom Luxuslabel als „Schnäppchen“ für die Weihnachtsfeier gekauft, die nie stattfand, wartet noch immer auf einen Theaterbesuch. Es soll weiter warten. Es passt ja noch. Die Lederjacke aus Marokko, die mir viel zu eng ist, muss weg. Ich habe ein paar Menschen im Kopf, denen sie passen könnte. Also werde ich mal rumfragen, ob sie jemand mag. Für jedes Teil wird abgewogen und nachgedacht. Es ist nicht nur eine Frage des Loslassens, sondern auch ein sorgsames Nachsinnen, wie das Loslassen passieren soll. Ich gebe zu es erfordert Zeit. Es geht nicht von heute auf morgen.  Und manche Dinge bleiben noch länger in der Wohnung, obwohl schon längst losgelassen, bis sie zum Beispiel jemand von Willhaben haben mag. Wenn ich die Winterkleidung raushole und einsortiere, dann kommen mir auch noch ein paar sentimentale Stücke unter, die ich beim letzten Ritual nicht schaffte auszusortieren. Weil ich grade in Fahrt bin mit Loslassen, schaffen es noch 2 Pullis auf den Caritas Stapel. Zufrieden schlüpfe ich in meinen liebsten Kuschelpulli. Es ist mein erster Selbstgestrickter vom letzten Winter. Er hat Gewicht und macht mich gerade trotzdem leicht und zufrieden. So geht Loslassen. 

Give it a try:  Auch wenn Du deinen Garderobenwechsel für die Wintersaison schon vollzogen hast, vielleicht hast Du am Wochenende eine Stunde, die du für dieses Ritual des Kleidung Loslassens reservieren magst. Einfach Lade um Lade, Schranktür um Schranktür öffnen und sorgsam beschauen und befühlen.

 

Was möchtest Du nicht mehr anziehen? Wohin darfst Du es entlassen? Spenden? Verschenken? Neues Leben einhauchen? Hast Du das Gefühl von Fülle, wenn Du so deine Garderobe durschaust? Oder fehlt dir etwas? Wie ist es zu erkennen, dass man ein bestimmtes Stück nicht mehr anzieht, es aber auch nicht bereit ist wegzugeben? Soll / Darf es weiterhin Energie in deinem Raum einnehmen? Wie fühlt es sich an etwas weg- und vielleicht diesem Stück sogar einen neuen Sinn zu geben? 

 


FÜLLE SEHEN

In der Übergangszeit von einer Jahreszeit zur anderen kennt die TCM die sogenannte DOJO Zeit. Manche ordnen sie vor allem dem Spätsommer zu, aber im Grunde könnte man diese Wandlungszeit von 10 Tagen zwischen allen Jahreszeiten ansetzen.  Das Element Erde entspricht dem Spätsommer. Und das ist ganz passend, denn die Erde beschenkt uns in dieser Zeit reichlich mit ihrer Fülle an Essbarem. Es steht für das Prinzip des Nährens und der Fürsorge. In unserem Garten zeigt sich die Fülle nicht nur an den Tomatenstauden oder dem Kräuter Hochbeet, die reinste Fülle an Früchten und damit Geschenken der Natur hat unser Feigenbaum. Wo man nur hinschaut: Feigen. Und dieser Feigenbaum erinnert mich in dieser Schwellenzeit jedes Jahr auch daran, bewusst die ganze Fülle zu sehen, die mich umgibt. Das ist hilfreich in Übergängen, weil wir uns auch entscheiden müssen, was wir von dieser Masse mitnehmen wollen in die nächste Phase. Sozusagen sich vom Ballast befreien (körperlich und geistig) bevor es weitergeht. Aber dazu müssen wir zuerst unsere Augen und Sinne aufmachen für alles was schon da ist. Das Wort Fülle kann für jeden Menschen was anderes bedeuten. Die einen meinen damit materielle Reichtümer, die anderen verstehen, darunter eine Ansammlung von nichtmateriellen Dingen wie Liebe, Freude, Harmonie, Frieden, Gesundheit und Vitalität. Der Bauer übersieht leicht in der Fülle der essbaren Dinge, die für ihn Arbeit sind, die Fülle ganz generell. Vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen, könnte man das eventuell auch nennen. Und manchmal ist es eben wirklich so, dass wir die Fülle und Reichtümer gar nicht mehr sehen, weil sie für uns schon so selbstverständlich sind. So kann es auch sein, dass wir Dinge besitzen, die wir gar nicht nutzen, weil wir so viele andere Sachen haben. Wieso also diese Dinge weiter besitzen? Und wie ist es mit den vielen nichtmateriellen Reichtümern, die wir gar nicht mehr als solche erkennen. 

Jedenfalls sind die Übergangszeiten geeignet, innezuhalten und all das bewusst zu erkennen, was bereits da ist für uns. 


kissen Ausschütteln

In der persischen Tradition ist im Frühling Zeit für Khane-tekani. Wörtlich übersetzt bedeutet das „Das Haus ausschütteln“. Im Burgenland sagte meine Oma einfach „Der Frühjahrsputz wartet“. Die Motivation für solch ein Ritual ist es das Zuhause von den alten, abgestanden Energien des Winters zu befreien und frische Luft bzw. Energie rein zu lassen. Die Idee dieses Rituals nutze ich jedoch jeden Morgen, egal zu welcher Jahreszeit, für mein Bett und Schlafzimmer. Die alte verbrauchte Luft der Nacht muss raus, das Fenster weit auf. Und vor allem wenn ich schlecht geschlafen habe, also der Schlaf unruhig war, dann schüttle ich besonders kräftig und ganz bewusst mein Kissen und meine Decke aus. Die miese Energie der letzten Nacht soll nicht im Kissen bleiben und mich weitere Nächte schlecht schlafen lassen. Die Bewegungen des Ausrüttelns und Durchklopfens des Bettzeugs setzt sich auch im Körper fort, auch hier folgt eine nachhallende Bewegung, in die Schultern, den Brustkorb und Herzraum und den Kopfraum hinein. Manchmal erinnert mich das auch ans Teppichausklopfen an der Teppichstange im Hof.  So ein herzhaftes durchschütteln „à la Frau Holle“ sorgt damit auch für eine Spannungsentladung der Energie im Körper. Wenn ich Gelegenheit habe, hänge ich die Decke und Polster auch in der Sonne im Freien zum Gute-Energie-Tanken auf. 

Vielleicht kommen jetzt Erinnerungen an die elterlichen Hinweise für die heranwachsenden Kinder, dass am Morgen das Bett gemacht gehört. Zu diesem Ritual gibt es unterschiedliche Erkenntnisse. Zum einen hat man festgestellt, dass Menschen die morgens ihr Bett machen, mit einem guten Gefühl in den Tag gehen. Erstens, weil sie schon etwas geschafft haben. Zweitens, weil sie von der geordneten, gereinigten Umgebung profitieren. Auf der anderen Seite empfiehlt man auch das Bett nicht zu machen, zumindest nicht auf die uns als Kinder üblicherweise angelernte Art und Weise. Denn das Machen des Betts, wie wir sie von Hotels her kennen: Bettdecke und Polster ausgebreitet über der Matratze und dann zusätzlich noch eine Tagesdecke darüber, das ist die perfekte Umgebung für Hausstaubmilben. Also Decke und Kissen zurückgeschlagen lassen, an die frische Luft hängen und das Bett nicht zu machen, wird Allergikern stattdessen empfohlen. 

Give it a try:  Kannst du aus diesen Erkenntnissen und Erklärungen dein eigenes Morgenritual in Zusammenhang mit frischer Energie für dein Bett und Schlafzimmer kreieren? 

Wie geht es dir damit bewusst und kraftvoll dein Kissen zu schütteln? Kannst du die Bewegungen dieses Tuns im Körper wahrnehmen? Fühlt sich vielleicht das Zu-Bett-Gehen anders an, wenn du am Morgen nicht nur aus der Pflicht und dem Ordnungsstreben, dein Bett gemacht hast? Wie schaut dein Bettmachen jetzt aus? Lass dich drauf ein zu erforschen mit welchem Gefühl du schlafen gehst und aufwachst, je nachdem ob du eher bewusst und mit einem höheren Sinn versehen, dein Kissen geschüttelt und dein „Bett gemacht“ hast oder auch nicht.  

 


FACIAL DRY BRUSHING / GESICHT TROCKENBÜRSTEN

Pro Jahr verlieren wir 3 Kilogramm Haut. Das sind 30.000 Hautzellen in der Minute. Wir können das größte Organ unseres Körpers bei dieser Meisterleistung unterstützen. In der Ayurveda werden regelmäßige Trockenmassagen als Heilanwendung nicht nur zum Abtragen der abgestorbenen Hautschuppen eingesetzt, denn es passiert dabei noch eine ganze Menge mehr. Die Haut ist nämlich auch Ausleitungsorgan von Säuren und Giften. Trockenbürsten hilft die abgestorbenen Hautpartikeln rascher zu entfernen und erleichtert damit die Hautatmung und Giftausscheidung. Durch diese Art der Massage öffnen sich die Poren der Haut und die Durchblutung, sowie der Lymphfluss werden verbessert. Das Abbürsten unterstützt so also auch die Haut bei der Selbstregulierung und Regenerierung, die ist wichtig, weil unsere Haut auch eine Barriere gegen das Eindringen von Erregern ist, uns vor Sonneneinstrahlung schützt und hier das so wichtige Vitamin D gebildet wird. Beim Bürsten wird zudem das Nervensystem aktiviert (, denn die Nervenenden in der Haut nehmen diesen Sinnesreiz genauso wie Berührungen auf und leiten ihn ans Gehirn weiter) und im Anschluss harmonisiert. Die Trockenbürstenmassage im Gesicht ist Teil meiner morgendlichen Gesichtspflege. Ich verwende dafür eine spezielle Gesichtstrockenbürste mit mittel-weichen 100% Naturborsten. Nach der Gesichtsreinigung lasse ich die Bürste über meine Gesichtszüge gleiten, danach fühlt sich alles stimuliert und erfrischt an. Ich warte dann noch ein paar Augenblicke und spüre nach bevor ich meine Gesichtspflege auftrage. 

Achtung: nicht bürsten auf verletzter oder irritierter Haut.  Je nach Hautsensitivität ist eine Bürstenmassage täglich oder auch nur alle paar Tage empfohlen. 

Give it a try: Achte auf saubere und trockene Haut und verwende leichte Bürstenstriche mit jeweils 3 - 5 Wiederholungen auf jeder Gesichtshälfte. Bürste mit sanftem Druck um die Augen und Augenbrauen in einer kreisförmigen Bewegung. Starte dann am Kinn und bürste hoch in Richtung Haaransatz. Gehe weiter nach oben zu Mund und Nase und streiche bis hin zu den Ohren.

Platziere die Bürste in der Mitte der Stirn und bürste horizontal in Richtung der Schläfen. Streiche zwischen den Brauen mit kurzen Bürstenstrichen nach oben. Starte am Anfang des Halses und streiche nach oben in Richtung Kinn. 

Was empfindest Du, wenn du dein Gesicht auf diese Art sanft „streichelst“? Kannst du vielleicht wohlige Wärme spüren? Ist es möglich zu erkennen in welchen Bereichen die Haut dünner, also sensitiver und wo sie dicker ist? Passiert vielleicht etwas mit deinen Mundwinkeln? Bekommst du ganz von allein einen neuen Gesichtsausdruck? Ziehst du vielleicht Fratzen während des Bürstens? Wie wirkt das auf dein Gemüt? Wie fühlt sich deine Gesichtshaut direkt nach der Massage an? Wie sieht sie aus? Welche Farbe hat sie? Wie wirken deine Gesichtsfältchen jetzt? Und konntest du vielleicht auch die abgestorbenen Hautschuppen sehen, die du weggebürstet hast? Ist deine Haut tatsächlich geschmeidig und weich? Oder fühlt sie sich an einigen Stellen irritiert an? Gibt dir das Hinweise auf die Intensität des Bürstens und hast du eine Idee was du beim nächsten Mal anpassen solltest? Und was verändert sich nach einer Woche, einem Monat, einem halben Jahr?

 


AUGENMASSAGE ZUR AKTIVIERUNG DES PARASYMPATHIKUS

Unser visuelles System ist in der digitalisierten und konsumorientierten Welt einer ständigen Reizüberflutung ausgesetzt. Das hat mit den vielen Dingen zu tun, die sich über unsere Bildschirme bewegen, wenn wir rauf und runter scrollen oder auch mit den vielen Werbeflächen die an uns vorbeiziehen, wenn wir uns durch die Welt bewegen. Auch wenn wir nicht bewusst darauf achten, sie nicht wirklich sehen, nimmt unser visuelles System sie wahr. Das Auge schickt diese Bildsignale kontinuierlich ans Gehirn, das diese nicht einfach ablegt, sondern aktiv verarbeitet und integriert. 

Diese ständige Überstimulierung hält den Sympathikus in Arbeitsbereitschaft. Er ist Teil des vegetativen Nervensystems.  Dieses steuert autonom, also ohne unseren Willen, die lebensnotwendigen Funktionen unseres Körpers.  Zwei der drei Teilbereiche des vegetativen Nervensystems sind die sich ergänzenden Zweige von Sympathikus und Parasympathikus. Die Basis für unser Wohlbefinden, unsere Gesundheit und Leistungsfähigkeit ist ein gesundes Verhältnis der Aktivitäten dieser beiden Bereiche. Ein aktiver Sympathikus hält unseren Körper in Aktionsbereitschaft, im Tun, sogar im Alarmzustand. Ein aktiver Parasympathikus schafft den Ausgleich. Er schickt unseren Körper in eine Phase der Ruhe, Erholung und Regeneration. Als wichtigster Informationslieferant der Innenwahrnehmung dient der Vagus Nerv, der sich durch den ganzen Körper verzweigt und Signale aus allen Organen ins Gehirn liefert. Die Informationen aus dem Körperinneren werden auch beeinflusst durch unsere Außenwahrnehmungen: Das Sehen, Hören, Fühlen, … . Um also mehr in den Parasympathikus zu kommen, ist es auch hilfreich das visuelle System zu entspannen. Dies ist möglich in dem man einfach ins Grüne oder Blaue blickt, mit Augenübungen/Augenyoga oder dieser wie ich finde besonders hilfreichen Augenmassage, bei der die Ansatzpunkte der Augenmuskeln an den Knochenrändern der Augenhöhle massiert werden. 

Give it a try: Lass den Atem frei fließen, richte dich auf. Schließe deine Augen. Führe die Fingerkuppen an die Augenhöhlen und versuche die Knochen der Augenhöhle zu ertasten. Erkunde also zuerst das Gebiet der Ansatzpunkte der Augenmuskeln. Das ist vielleicht an einigen Stellen ungewohnt. Achte vor allem darauf nicht zu viel Druck mit den Fingern auszuüben, wenn du an Stellen kommst wo es unangenehm ist. Lass aber keinen Bereich oben oder unten aus. Versuch wirklich den Knochenrand zu erfühlen, also die Finger über den Knochen nach innen Richtung Auge gleiten lassen. 

Beginne dann am oberen Augenrand innen (nahe der Nase) mit der Massage, lege dafür den Finger an diesen oberen Ansatz und drücken diesen leicht für 3-5 Sekunden gegen den Knochen. Anschließend massiere den Muskelansatz hier für jeweils 3 Atemzüge im und gegen den Uhrzeigersinn. Wandere dann mit den Fingern an den oberen mittigen Ansatz und wiederhole hier die Technik mit Leichtdrücken und anschließendem Kreisen.  Danach lass die Finger zum oberen äußeren Rand kommen. Massiere auch hier entsprechend. 

Wechsle dann zum unteren Rand und beginne die 3 Etappen am äußeren Rand. Beende die Massageübung am Knochenansatz in der Mitte nahe der Nase. 

Was kannst du während der Massage wahrnehmen? Welche Empfindungen gibt es an den Ansatzpunkten der Augenmuskeln an den Knochenrändern? Registrierst du Stellen wo ein unangenehmes oder angenehmes Gefühl auftritt? Kannst du diese einfach so annehmen ohne sie weiter zu beurteilen? Gibt es einen Effekt/eine Empfindung die mehr aus dem Kopfinneren kommt oder von der Stirn oder den Wangenbereichen? Was kannst du bemerken, wenn du die Augen öffnest? Hat sich am Blickfeld, an der Schärfe, den Farben die dich umgeben etwas geändert? Gibt es Gedanken / Antworten oder noch mehr Fragen, die bei dieser Massage auftauchen? Was findest du interessant? Was macht dich neugierig in Bezug auf deine Augen, ihre Leistung und die des Gehirns?

 

Hier noch ein Link mit eine Anleitung für die Augenmassage und Yoga-Augen-Übungen. Pinkzebra Yoga YouTube Channel 

 


shen men massage

Meine Ohren waren bisher nur ein Thema als ich vor einigen Jahren an Tinnitus litt. Meine TCM Ärztin behandelte mit Akupunktur nicht nur mein Ohr, sondern auch andere Punkte an Händen und Füssen.

 

Bei welcher Recherche ich jedoch tatsächlich auf diesen Ohrakupressur Punkt gestoßen bin, weiss ich gar nicht mehr genau. Ich spreche vom Shen Men Punkt.  Er befindet sich im oberen Bereich der Ohr Muschel, wo sich der Anti-Helix in eine kleine Gabelung (eine Dreiecksspitze) aufsplittet. In diesem Areal zu massieren hilft Stress abzubauen, bei Angst und Unruhe, wenn du dich energielos und müde fühlst.

 

Eine Massage an diesem Punkt ist jedenfalls wohltuend für Körper, Seele und Geist. 

 

Give it a try: Den Shen-Men-Punkt ein- bis zweimal täglich für eine Minute oder je nach Wohlbefinden auch länger stimulieren. Einfach den Zeigefinger am Bereich hinter der Ohrmuschel platzieren und den Daumen vorn auf den Punkt legen, den Daumen kreisen lassen.  

Kannst du den Punkt gut ertasten? 

Lässt sich dein Daumen dort gut nieder?

Wie fühlt es sich an einfach eine Berührung dort zu setzen? Und was kannst du im gesamten Ohrbereich (innen und aussen) spüren, wenn du hier stimulierst? 

Beobachte deinen Atemstrom (Geschwindigkeit und Dauer) vor und nach der Massage. Hat sich etwas verändert?

Kannst du dich / deine innere Stimme vielleicht besser hören, wenn du die Massage regelmässig durchführst? 

Fühlst dich weniger von inneren und äußeren Stressoren unter Druck gesetzt?

Entspannt sich vielleicht dein Kiefer und die gesamte Gesichtsmuskulatur mit dieser Massage? 

Probiere sie auch mal bei Kopfschmerzen aus.

 


EIN GEDANKE AM TAG - NotizBUCH

60.000 Gedanken pro Tag produziert unser Gehirn. Dass im Stübchen oben viel los ist, das wissen wir zwar, aber das Ausmaß dessen was da an Geschichten erzählt wird, das eröffnet sich für viele erst, wenn sie sich in Stille hinsetzen und ihren Gedanken beim Entstehen und Vergehen zuhören. 

Nun ein Großteil ist nur eine Wiederholung von dem was wir bereits mal gedacht haben. Also nicht viel Neues da oben.

 

Seit Mitte März 2020 führe ich meine "Ein Gedanke am Tag" Notizheft, das ich in einer Achtsamkeitszeitschrift entdeckt habe. Jetzt am 25. Tag blättere ich mal durch und erkennen selbst hier die Wiederholungen, aber auch Entwicklungen, Pläne, Unsicherheiten, Ideen und Dankbarkeitsnotizen, die meine Tage bestimmt haben. Welchen Gedanke auswählen vom Vortag? das frage ich mich jetzt immer morgens und reflektiere dabei was in meinem Geist alles los ist. Der eine Gedanken, der es jeweils aufs Papier schafft dem wohnt ein Zauber inne, denn es ist ein Gedanke der zur Wahrheit und Realität wurde, schliesslich steht er nun schwarz auf bunt vor mir.  Das gibt meinen Kopf Klarheit und Ruhe. Und manchmal auch die Erkenntnis: Glaube nicht alles was du denkst. Gedanken sind wirklich nur Gedanken. 

Give it a try: Besorg dir ein schönes kleines Büchlein, oder hefte auch nur ein paar Zetteln zusammen. Wenn du zu den Kreativen unter uns gehörst dekoriere das Büchlein mit Zeichnungen, Aufklebern,.... 

Frage dich jeden Morgen oder jeweils am Abend vorm zu Bett gehen, welchen Gedanken vom Vortag/Tag möchtest du notiert wissen? In welcher Art reflektierst du? Kommen auch "unschöne" Gedanken aufs Papier? Versuchst du dich an "Positiven" festzuhalten und "Negatives" auszublenden? In welcher Art und Weise unterstützt dich diese Reflexion am Morgen in den neuen Tag zu gehen oder am Abend den Tag abzuschliessen? Was geht in dir vor,  was entdeckst du wenn du nach einiger Zeit über die Notizen blätterst?